Wahrheit statt Glamour

Patricia Kelly beim Catherine Summer Sun Festival

Als sie in der Nacht zu Samstag in Zierenberg eintrifft, passiert das heimlich, still und leise. Niemand im kleinen Warmstädtchen bekommt mit, dass gerade ein Star unter ihnen weilt. Keine Bodyguards, kein Blitzlicht, nicht einmal ein Hinweis. Nur eine Limousine, die sich lautlos vor Braken’s Höhe schiebt – mit Patricia Kelly an Bord. Ein Name, der Millionen bewegt hat. Und doch: kein Aufsehen.

 

Am nächsten Mittag betritt sie die Bühne – ohne große Geste, ohne Getöse. Kein Effektgewitter. Nur sie. Und ein Raum, der sich in dem Moment spürbar verändert. Es ist das Summer Sun Festival von Catherine, eine Einladung an rund 150 Naildesigner und Naildesignerinnen aus ganz Europa. Ein Ort der Begegnung, der Inspiration – und plötzlich: ein Raum für etwas Tieferes.

 

Patricia Kelly steht vor uns. Mit Haltung. Mit Geschichte. Die Nägel? Tiefrot lackiert. Dieser eine Ton, den alle im Raum erkennen. Es ist unser Catherine-Rot. Ein Statement. Eine stille Übereinkunft: Wir sind hier, weil wir lieben, was wir tun. So, wie Patricia Kelly liebt, was sie tut. Was dann folgt, geht unter die Haut.

Kelly erzählt – eindringlich, nah, fast wie im Vertrauen: von einer Kindheit in VW-Bussen, Konzerten auf dem Asphalt europäischer Großstädte, vom Mut ihres Vaters, der seine Kinder nach Rom brachte – und dort alles verlor, außer den Instrumenten.

Vom Überlebenswillen einer Familie, die in der Not zu einer Band wurde. Von der Vision, die sie nie losließ: eines Tages ein Stadion zu füllen. „Ich bin eine von euch“, sagt sie. „Ich bin Mutter, Unternehmerin, Frau. Ich stehe morgens auf und arbeite für mein Ding – genau wie ihr.“

Kellys Worte sind nicht trocken, nicht aufpoliert. Sie sind roh, direkt, mit Tränen durchzogen – besonders dann, wenn sie die dunkleren Themen hinter dem Glamour hervorholt: Burnout, Zweifel, Brustkrebs. Und über das Trotzdem – dieses leise, trotzige Weitermachen, das am Ende den Unterschied macht.

 

 

Sie spricht über Krankheit, über Lähmungen, über Ärzte, die ihr prophezeiten, sie werde nie Kinder bekommen. „Ich habe das nie akzeptiert“, sagt Kelly, die heute zweifache Mutter ist. Und dann: „Ich lag im Bett, konnte kaum laufen – und versprach dem Himmel: Wenn ich wieder gesund werde, laufe ich einen Triathlon.“ Fünf Jahre später absolvierte sie ihn. Trotzdem. „Jede von euch hat eine Geschichte. Schön oder nicht schön – aber sie gehört euch. Ihr habt zum Beispiel Corona überstanden, eine Zeit, in der viele Nagelstudios schließen mussten. Und ihr seid noch hier. Das allein ist schon Stärke.“

 

Und natürlich ist sie nicht ohne „An Angel“ gekommen. Dieser eine Megahit, der alles bündelt – Hoffnung, Schmerz, Überleben. Keine große Show, keine Lichter. Nur sie und ihre Stimme. Und ein Raum, der für einen Moment die Welt vergisst. Am Ende greift Patricia Kelly nach den Händen von Ingeborg und Catherine Frimmel, reißt sie mit in die Luft – kraftvoll, selbstverständlich, wie ein Signal. Und 150 Frauen und Männer tun es ihr gleich. Lächelnd. Tränennah. Mit allem, was sie sind.

 

Für uns bei Catherine war dieser Auftritt mehr als ein Highlight. Er war eine Erinnerung daran, warum wir tun, was wir tun. Weil Schönheit mehr ist als Oberfläche. Weil Haltung zählt. Weil wir Familie sind – im tiefsten Sinn.


Und weil es manchmal nur einen Blick, einen Song, einen roten Nagellack braucht, um sich wieder daran zu erinnern – von einer beeindruckenden Frau, die leise kam, aber umso lauter berührte.

 

 

Danke, Patricia.